25. September - 01. Oktober 2022:
Gilgamesch - Das erste Epos der Menschheit
Die gewaltigen Urbilder der Dichtung öffnen den Blick für das Menschsein gestern, heute und morgen
Das Gilgamesch-Epos ist das erste uns erhaltene weltliterarische Werk der Menschheit. Es in einer Denkwoche zu betrachten, heißt eine der Ikonen der Weltkultur genauer kennen zu lernen, das Werk und das Abenteuer seiner Entdeckung im damaligen und im heutigen Kontext zu verstehen. Den Umweg über die Uranfänge zu wagen, das kann uns über uns Aufschluss geben.
Die bis dahin mündlich überlieferten Texte der sumerischen Literatur wurden vor 4000 Jahren in Ur in Keilschrift auf Tontafeln festgehalten, darunter die Erzählung von den Taten und Leiden des Gilgamesch, König von Uruk und seines Freundes, des 'Naturmenschen' Enkidu.
Es wird uns erzählt, dass Gilgamesch, Erbauer der legendären Mauer, der Weise, "er, der die Tiefe sah" und nach unbegrenzter Macht strebt, zu einem Drittel Mensch und zu Zweidrittel Gott ist. Er sucht nach Unsterblichkeit, nachdem ihm Enkidu gestorben ist.
Dieses Werk reifte über 1000 Jahre durch die sumerische, die altbabylonische Kultur, bis zur 'ninivetischen' Fassung. Sie war es, die 1872 in der Bibliothek des Assurbanipal unter den Ruinen des Palastes in Ninive entdeckt wurde. Seitdem beschäftigen sich nicht nur Archäologen und Assyriologen, sondern auch interdisziplinär viele Wissenschaftler mit ihr.
Warum diese Faszination? Das Epos entwickelt Urbilder, die in allen späteren Kulturen wichtige Bestandteile ihrer Botschaften wurden, sei es im Alten Testament und späteren großen Schriften. Und der Gilgamesch-Stoff ist hochaktuell. Ethische und philosophische Grundpfeiler unseres heutigen Lebens sind in ihm schon zu lesen. Darüber hinaus: Handel, Wirtschaft, großstädtisches Leben, dessen Verwaltung und rechtliche Organisation, alles, was vorderasiatische Kultur seit dem 3. Jahrtausend ist, kann man am Gilgamesch studieren.
Entlang unseren Studien werden Bilddokumente von den Ausgrabungen in Uruk ebenso zum Verständnis helfen wie Abbildungen der Skulpturen und Fotos der Originalscherben.
Hans-Joachim Mattke
Literaturhinweise:
Das Gilgamesch-Epos, neu übersetzt und kommentiert von Stefan Maul, Beck Verlag, München 2012, ISBN 978 3 406 52870 5 - hier wird der neuste Stand des Textes wiedergegeben. Maul fußt auf Andrew George. (s.u.)
Das Gilgamesch-Epos, Rhythmisch übertragen von Hartmut Schmökel. Kohlhammer Stuttgart, 1989, ISBN 3 17 010663 5 - flüssig lesbare, schöne Übersetzung mit viel Zusatzinformation.
Walter Sallaberger, Das Gilgamesch-Epos, Mythos, Werk, Tradition, Beck, München 2013 - Sehr empfehlenswerte und anerkannte Darstellung des Assyriologen.
Andrew George: The Epic of Gilgamesh, The Babylonian Epic Poem and Other Texts in Akkadian and Sumerian. Penguin Books 2020, ISBN 978-0-140-44919-8 - Er ist der führende Kenner und Erforscher des Gilgamesch-Epos.
Ich rate den Vortrag von Andrew George auf YouTube über: The Epic of Gilgamesch anzuhören. Das ist in jeder Weise ein Vergnügen.
In Berlin gab es im Pergamon-Museum 2013 eine Ausstellung: "Uruk - 5000 Jahre Megacity" - der umfangreiche Ausstellungskatalog wird in der Denkwoche zur Verfügung stehen.
der referent
Hans-Joachim Mattke ist 1944 in Breslau geboren. Seine Kindheit und Jugend hat er in Stuttgart verbracht. Er studierte Germanistik, Romanistik und Philosophie in Tübingen. Es folgte ein zusätzliches Studium der Theaterwissenschaften und Regie in Wien. Viele Jahre lehrte er an Lehrerseminaren in Deutschland und USA und gab Unterricht an gymnasialer Oberstufe in Stuttgart in Literatur, Kunstgeschichte, Drama und Theater sowie über 20 Jahre hinweg Literaturkurse an Summer Colleges in USA. Über Jahrzehnte reiste Mattke immer wieder nach New York, Washington und Hawaii als Berater im Bereich „teaching quality“. Hans-Joachim Mattke ist Autor des Stücks: „John Cage und Mark Rothko – Warum haben Leute mehr Angst vor neuen Ideen und nicht vor alten“ (Uraufführung am 24. 11. 2012 im Theaterhaus in Stuttgart). Er realisierte ein Theater mit Jugendlichen, Crossover mit Musikern und Schauspielern, Profis und Amateuren: Strawinskys „Die Geschichte des Soldaten“ in Stuttgart und Salzburg. Zuletzt hat er gemeinsam mit dem Pianisten Wenzel Gummer das szenische Konzert „Doktor Faustus – zwischen Beethoven und Schönberg“ kreiert, das im Oktober 2021 mit großem Erfolg in München uraufgeführt wurde. Weitere Aufführungen folgen 2022.
Anmeldung zur Denkwoche
preise
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1.680€ p.P. im Doppelzimmer
Beinhaltet ein opulentes Frühstück, ein 2 gängiges Mittagsmenu und ein 3 gängiges Abendmenu, Pausengetränke und Obst zu jeder Zeit. Alkoholische Getränke sind nicht enthalten.
Alle Preise inkl. Mehrwertsteuer.
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