03. - 09. Juli 2022:
Heikle Lust am letzten Wort - Über das Vermögen der Urteilskraft
„Mit dem Alter nimmt die Urteilskraft zu und Genie ab“
Liebe Denkerin, lieber Denker,
wer auf der Suche nach Inspiration und Erholung ist und der Kunst des gelingenden Lebens auf die Spur kommen möchte, der ist im Château d’Orion, dem Gäste- und Kulturhaus am Fuße der Pyrenäen, genau richtig. Wo könnte man besser über Wesentliches nachdenken als unter der alten Platane mit Blick auf Wiesen, Weiden und Wälder oder vereint um einen prasselnden Kamin?
Es gibt viele Gründe, warum es so attraktiv ist, das letzte Wort für sich in Anspruch zu nehmen: die Angst, in einer Diskussion den Kürzeren zu ziehen, das Gefühl, im Recht zu sein, Starrsinn oder die Lust an der Dominanz, die Frustration über endlose, ergebnislose, nutzlose Gespräche, die Ungeduld überlegener Intelligenz, Desinteresse an der Überzeugung anderer … Es gibt vornehmlich einen Grund, darauf zu verzichten: die latente Unmenschlichkeit von Urteilen, die als definitive einem Satz die Möglichkeit seiner Interpretation rauben. Freiheit lebt von der Anerkenntnis, dass ein letztes Urteil in wesentlichen Angelegenheiten anmaßend ist. Fördert das Unverbindlichkeit? Der Verlust der Urteilskraft ist sicher eines der wenig auffälligen, dennoch höchst folgenreichen Kennzeichen unserer Zeit. Im Stimmengewirr von Meinungsvielfalt, Faktenglauben oder Fake News findet ein Talent, das Immanuel Kant als die spezifische Art der menschlichen Vernunft identifiziert hat, kaum noch die Möglichkeit, zur Anwendung zu kommen. Wo Beschlüsse über Quoten gerechtfertigt und statistische Analysen als wesentliche Grundlage für strategische Veränderungen anerkannt werden, geht ein qualitatives Vermögen verloren, das auch noch die Schwäche besitzt, aus einer prinzipiellen Verlegenheit zu rühren – dem Manko, dass dort, wo der berühmte „gesunde Menschenverstand“ regieren sollte, die Kriterien wegfallen, mit deren Hilfe sich etwas beweisen ließe. Mit der Urteilskraft stehen Realität und Geltung unserer Vernünftigkeit und damit ihr Gebrauch im tatsächlichen Leben auf dem Spiel, aber sie ist nicht mehr als eine Form „subjektiver Allgemeinheit“. Um welche Art von Verbindlichkeit handelt es sich also im Fall der Urteilskraft? Wie lässt sich ihre Fähigkeit herausstellen, der zugetraut werden muss und kann, dass sie im Ökonomischen wie Politischen (nicht nur im Ästhetischen) für eine realitätsdichte Wahrnehmung von Phänomenen sorgt? Und gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Schwinden der Urteilskraft und der schnellen Verurteilung, die, gefördert durch social media und deren Echoräume verstärkt, unmittelbar, nicht selten fatal Einfluss nimmt auf unsere Sicht der Dinge?
der referent
Prof. Dr. Jürgen Werner war der erste Philosoph unter den Sportreportern, lange bevor es salonfähig wurde, über Fußball zu theoretisieren. Viele Jahre Journalist bei der „FAZ“ in unterschiedlichen Redaktionen, lehrt er heute an der Universität Witten/Herdecke Philosophie und Rhetorik. Er arbeitet zudem als Manager- und Strategieberater. Und schreibt Bücher wie das über die Sieben Todsünden oder das Alphabet des Lebens „Tagesrationen“. – www.juergen-werner.com.
Anmeldung zur Denkwoche
preise
1.890€ im Einzelzimmer
1.680€ p.P. im Doppelzimmer
Beinhaltet ein opulentes Frühstück, ein 2 gängiges Mittagsmenu und ein 3 gängiges Abendmenu, Pausengetränke und Obst zu jeder Zeit. Alkoholische Getränke sind nicht enthalten.
Alle Preise inkl. Mehrwertsteuer.
Für Ihr Wohlbefinden fühlt sich die gesamte Équipe d’Orion zuständig. Sprechen Sie uns gerne schon vor Ihrer Buchung an!