16. – 22. April 2023:
Wie kommt die Idee in den Kopf - Kreativität für alle, die vernetzt denken lernen wollen
Liebe Denkerin, lieber Denker,
wer auf der Suche nach Inspiration und Erholung ist und der Kunst des gelingenden Lebens auf die Spur kommen möchte, der ist im Château d’Orion, dem Gäste- und Kulturhaus am Fuße der Pyrenäen, genau richtig. Wo könnte man besser über Wesentliches nachdenken als unter der alten Platane mit Blick auf Wiesen, Weiden und Wälder oder vereint um das prasselnde Lagerfeuer?
Gedanken sprudeln lassen, die Denkrichtung ändern zu können, Ideen weiterspinnen, Problemlösungen finden – all dies leisten unsere 100 Milliarden Nervenzellen. Aber wie kommen die Ideen in den Kopf? Und wie lernen wir kreativer zu leben? Der Hirnforscher Martin Korte regt an zum tiefen Nach-, Neu- und Querdenken über den Umgang mit unseren vielen Gedanken und Gefühlen. Er gibt Impulse für eine kreative Lebensführung, gesundes Altern und kluges Lernen. Die besondere Atmosphäre des historischen Landschlosses Château d’Orion am Fuße der südwestfranzösischen Pyrenäen bildet den Rahmen.
Mozart, Picasso, Einstein – personifizierte Inbegriffe schöpferischer Höchstleistungen: Jeder war auf seine Weise einzigartig, unerreichbar, genial. Doch man muss nicht eine exzentrische Einstein-Frisur haben – kreativ sein kann jeder! Kreativität kann sich durch Vieles ausdrücken. Wie kreativ wir sind, hängt von der Art und Anzahl der Bausteine in unserem Kopf ab, die wir immer wieder neu zusammensetzen können. Der Begriff „Kreativität“ leitet sich aus dem Lateinischen von „creatio“ – „die Schöpfung“ - ab und bezeichnet die Fähigkeit, produktiv gegen Regeln zu denken und Neues zu erschaffen, aus dem wir Nutzen ziehen können. Vor allem aber auch immer wieder neu über Probleme wie Lösungen nachzudenken, alte Gedankenmuster verwerfen und neue entwickeln, ganz nach dem Motto „Think again“. Jeder von uns sucht nach Lösungen, die andere überzeugen, nach neuen frischen Ideen,. „Kreativ sein“ bedeutet vorhandenes Wissen neu zu vernetzen und dadurch originelle Ideen zu generieren. Der Bruch mit „Altem“ (etwas im kulturellen oder persönlichen Gedächtnis verhaftetes) ist geradezu programmatisch für kreative Prozesse.
“Wo kämen wir hin, wenn alle sagten, wo kämen wir hin,und niemand ginge, um zu schauen, wohin man käme, wenn man denn ginge”, sagt der Schweizer Schriftsteller und Pfarrer Kurt Martt.
Flexibilität und Plastizität des Gehirns sind unverzichtbar für kreatives Denken. Wir wollen im Laufe der Denkwoche lernen, verschiedene Strategien und prinzipiell unterschiedliche Denkmethoden anzuwenden – in der Gruppe und alleine. Kreativität bedarf der Interaktion mit der Umwelt, den Begegnungen mit Anderen, aber auch mit sich selbst. Es bietet sich die Gelegenheit, Denken und Handeln neu auszurichten – zwischen anregender Begegnung und Diskussion, Wissenserarbeitung und intensiver Persönlichkeitsentwicklung – frei nach der Erkenntnis der US-amerikanischen Schriftstellerin und Bürgerrechtlerin Maya Angelou:
„Du kannst die Kreativität nicht aufbrauchen. Je mehr du sie benutzt, desto mehr hast du.“
Zwei Forschungserkenntnisse zeigen, wie spannend die Kreativitätsforschung ist:
Der amerikanische Altersforscher Gene D. Cohen hat die Frage der Kreativität im Alter genauer untersucht. Er hat eigene Altersstudien mit Hinblick auf kreative Prozesse durchgeführt als auch eine Vielzahl großer Altersstudien analysiert. Nach der Auswertung dieser Daten kommt er zu dem Ergebnis, dass es nicht wahr ist, dass ältere Menschen nicht mehr kreativ sind: Sie weisen nicht einmal eine Einschränkung ihres kreativen Potentials auf. Allerdings konnte er beobachten, dass jede Altersklasse andere kognitive Schwerpunkte im kreativen Denken wählt. In jungen Jahren hängt Kreativität mehr mit dem Ausprobieren unbekannter Muster, neuer Materialien und alternativer Betrachtungsweisen zusammen. Kreativität in der Jugend bricht radikaler mit etablierten Herangehensweisen und Denkwegen. In älteren Jahren äußert sich Kreativität tendenziell in einer neuen Mischung aus bekannten Materialien, Mustern und Blickwinkeln, die das Originelle ausmachen – das „Neu-mixen“ von bekannten Elementen macht die kreativen Prozesse aus.
Ein anderer genialer Versuchsaufbau stellte sich die Frage, ob man nach dem Lesen von Kafka-Texten kreativer ist. Die Geschichten von Kafka können tief verstörend sein, oft stimmen Erzählstil und die berichteten Ereignisse in keinster Weise zusammen, vieles bleibt rätselhaft, unauflösbar. Der Begriff „kafkaesk“ für „auf unheimliche Art unverständliche Begebenheiten und Texte“ ist sprichwörtlich. Nach dem Lesen der Kurzgeschichte „Der Landarzt“ von Franz Kafka mussten die Probanden kreative Aufgaben lösen. Als Vergleichsgruppe dienten andere Versuchsteilnehmer, die einen einfachen, klar aufgebauten Text gehört hatten. Die Kafka-Probanden-Gruppe schnitt nun doppelt so gut bei der Aufgabe ab als die Vergleichsgruppe. Vielleicht auch aus Erleichterung darüber, eine nun lösbare Aufgabe vorgelegt bekommen zu haben, aber vor allem wohl deswegen, weil deren Gehirne bereits vorbereitet waren „Unerwartetes zu erwarten“. Das Gehirn wird so regelrecht „auf Trapp gebracht“. Kurzum: Das Gehirn ist leichter bereit, gewohnte Denkpfade zu verlassen, wenn wir uns vorher auf Ungewöhnliches eingelassen haben oder auf andere Art überrascht wurden.
der referent / die referentin
Prof. Dr. Martin Korte, geboren 1964, Professor für Neurobiologie an der TU Braunschweig und war 2010-2012 Vizepräsident der TU Braunschweig. Nach seinem Biologiestudium arbeitete er für viele Jahre an den Max-Planck-Instituten für Hirnforschung (Frankfurt) und Neurobiologie (München-Martinsried) und habilitierte 2001 an der LMU München. Martin Korte erforscht die zellulären Grundlagen von Lernen und Gedächtnis, ebenso wie die Vorgänge des Vergessens. Er ist einer der meistzitierten und ausgewiesensten deutschen zellulären Neurobiologen in Deutschland und ist bekannt durch eine Reihe von Fernsehauftritten. Prof. Korte ist u.a. für diese Tätigkeiten des „Public Unterstanding of Science“ mit dem „Karl Heinz Beckhurtz Preis“ ausgezeichnet worden. Er ist darüber hinaus Mitglied der exklusiven EDAB, die sich für die öffentliche Vermittlung der Neurowissenschaften in Europa einsetzt. 2015 erhielt er für seine innovative Lehre den Fakultätenpreis des Stifterverbandes der deutschen Wissenschaft. Zu seinen Veröffentlichungen zählen u.a. die Bücher „Wir sind Gedächtnis: Wie Erinnerungen bestimmen wer wir sind“(2017) und „Jung im Kopf: Neueste Einsichten der Gehirnforschung in das Älterwerden“(2014).
Gaby Miketta, geboren 1957 in Gelsenkirchen, hat Kommunikationswissenschaft und Biologie in München und Münster studiert und mehr als 35 Jahre als Wissenschafts-Journalistin für Fachzeitschriften, Hörfunk, Fernsehen und Magazine gearbeitet. 1992 wechselte sie unter Helmut Markwort zum Nachrichtenmagazin FOCUS und war u.a. verantwortlich mehr als 40 Titelgeschichten mit den Schwerpunkten Medizin, Gesundheit, Psychologie, und Gehirnforschung. Von 2004 bis 2009 gestaltete sie als Chefredakteurin das von ihr neu gegründete Bildungsmagazins FOCUS-SCHULE und übernahm 2009 die Chefredaktion der Zeitschrift „DAS HAUS“. Sie ist Autorin wie Herausgeberin zahlreicher populärwissenschaftlicher Bücher.
preis
1.980€ im Einzelzimmer / 1.770€ p.P. im Doppelzimmer
inkl. Vollpension und aller nicht-alkoholischen Getränke, Seminargebühr sowie 6 Übernachtungen im Château d‘Orion, Frankreich.
Alle Preise inkl. Mehrwertsteuer.
Für Ihr Wohlbefinden fühlt sich die gesamte Équipe d’Orion zuständig. Sprechen Sie uns gerne schon vor Ihrer Buchung an!