Auf Reisen mit Odysseus und Ulysses
Ein Buch und seine Wege
Die „Odyssee“ gehört zu den Stücken Weltliteratur, die man so gerne im Munde führt und dennoch kaum vollständig gelesen hat. Grämen Sie sich nicht, sollte es Ihnen ebenso gehen.Das gleiche gilt für „Ulysses“ von James Joyce, der sich, als eines der bedeutendsten Werke der modernen Literatur, anlehnt an jenen Odysseus von Homer. Allerdings werden bei unserem Dubliner Schriftsteller alle Erlebnisse auf einen einzigen Tag reduziert. Reduziert? Ausgeweitet wäre wohl besser gesagt.Im kommenden Jahr wird uns Hans-Joachim Mattke eine Denkwoche lang durch Welten und Wege der beiden Helden führen.Wir laden Sie ein schon jetzt mitzureisen, sich auf den Weg der Erkundung zu machen. Hans-Joachim Mattke nimmt uns mit in Bildern und Episoden, die uns nicht mehr loslassen und die von nun an in diesem Blog erzählt werden.Wir freuen uns, wenn Sie uns begleiten mögen!
Station 1
Nun also gehen wir auf die Reise, ihn, den großen Griechen und ihn, den großen Iren zu erwandern und Wege durch ihre Zeilen zu suchen. Homers Götter- und Menschenwelten ebenso zu studieren wie die Welt des individuellen, subjektiven Bewusstseins bei James Joyce.Es ist ein paar Wochen her. Ich war Segeln auf dem Mittelmeer: Wasser, Wind, sich verschiebende Horizonte.... Und jeden Abend, wieder an Land, las ich ganz langsam und mit halblauter Stimme die Hexameterverse in Steinmanns (nicht Voss’scher) Übersetzung der „Odyssee“. Nach zwei Wochen war mein Segelurlaub zu Ende und Odysseus in Ithaka gelandet. Er hatte die Freier getötet und war im 24. Gesang noch einmal in die Unterwelt gestiegen.Ortswechsel ins Gebirge: im Lötschental zwischen den hohen Bergen des Wallis öffnete ich James Joyces „Ulysses“. Aber noch sträubte er sich. Gilt er doch als erster Großstadtroman und will in eine solche Gegend nicht recht passen. Also nehme ich ihn mit auf eine Bergwanderung, ins Neblige, Steinige und Herbstliche. Vielleicht wird er auf diese Weise etwas heimischer. Dann fang ich an zu lesen.